Gerd ChristianZurück zur Textauswahl...
Fünfzehn Jahre früher

Sie ließ ihn in dem Glauben, dass keine Bahn mehr fährt.
Blieb ein paar Stunden länger, es war die Lüge wert.
Er würde sie begleiten, etwas später irgendwann.
Den langen Weg nach Hause, Arm in Arm.

Er sah in ihrer Jugend ein Stück Vergangenheit.
Die Neugier in den Augen, einen Hauch von Zärtlichkeit.
Sie brachte ihn zum Lachen, viel zu lange war es still.
Er sehnte sich nach diesem Glücksgefühl – und dachte:

Fünfzehn Jahre früher – ich hätte ja gesagt.
Fünfzehn Jahre früher – ich hätt noch mehr gewagt.
Da wär keine Angst zu glauben, nicht mehr jung zu sein.
Ich nähm sie in die Arme, und ich wäre nicht allein.

Theater oder Kino, anfangs war es nur ein Spiel.
Ihr wieder zu begegnen, oft mit unbestimmtem Ziel.
Dass sie sich Hoffnung machte, hat er viel zu spät erkannt.
Sein Blick verriet nur, wenn sie vor ihm stand - er dachte:

Fünfzehn Jahre früher – ich hätte ja gesagt.
Fünfzehn Jahre früher – ich hätt noch mehr gewagt.
Da wär keine Angst zu glauben, nicht mehr jung zu sein.
Ich nähm sie in die Arme und ich wäre nicht allein.

Nicht allein.
Ich wär nicht allein.
Nie mehr allein.

Fünfzehn Jahre früher – ich hätte ja gesagt.
Fünfzehn Jahre früher – ich hätt noch mehr gewagt.
Da wär keine Angst zu glauben, nicht mehr jung zu sein.
Ich nähm sie in die Arme und ich wäre nicht allein.

Fünfzehn Jahre früher, und ich wäre nicht allein.

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