Wo ist dein Stern
Ich kann sein Bild noch vor mir sehn, es hat mir Angst gemacht.
Der Bahnhof beinah menschenleer, schon weit nach Mitternacht.
Ich wollte heim, war müde und lief stumm an ihm vorbei.
Der Zug fuhr ein - fast alle Plätze frei.
Der Alte saß mir gegenüber, unsre Blicke trafen sich.
Ich tat, als hätt ich's nicht bemerkt - als wär er Luft für mich.
Ich schaute aus dem Fenster, und dann flüsterte er leis:
Was verbirgst du hinter deinem Herz aus Eis?
Wo ist dein Stern?
Wo ist dein Halt?
Dir geht es gut und trotzdem ist dir kalt.
Wo ist dein Stern?
Wo ist dein Licht?
Dein Lachen fürchtet sich vor Tränen im Gesicht.
Ich sah ihn an, das weiße Haar, die faltig graue Haut.
Die Spuren vieler Jahre - fremd und irgendwie vertraut.
Sein Leben lief mit Sicherheit in einer andern Bahn.
Doch etwas faszinierte mich daran.
Plötzlich nahm ich seine Augen und die Wärme darin wahr.
Er redete, die Zeit verging, fast unberechenbar.
Die Frage, was ist Glück für mich, hatt' ich mir nie gestellt.
Vielleicht spürte er, dass mir die Antwort fehlt.
Wo ist dein Stern?
Wo ist dein Halt?
Dir geht es gut und trotzdem ist dir kalt.
Wo ist dein Stern?
Wo ist dein Licht?
Dein Lachen fürchtet sich vor Tränen im Gesicht.
Ich bin aus meinem Traum erwacht und überleg bis heut:
Wovor hat mich der Mann bewahrt? Warum tut es mir leid?
Dass ich mit ihm nicht länger sprechen konnte - doch ich sah:
Er stand immer noch neben mir - ganz nah.
Denn ich blickte in den Spiegel und erkannte mich nicht mehr.
Die Narben auf der Seele - sie warn tiefer als vorher.
Ich hatte sie verdrängt, vergessen, wollte sie nicht sehn.
Ab diesem Tag begann ich zu verstehn:
Wo ist dein Stern?
Wo ist dein Halt?
Dir geht es gut und trotzdem ist dir kalt.
Wo ist dein Stern?
Wo ist dein Licht?
Schau dich um, dann übersiehst du's nicht.
Wo ist dein Stern?
Wo ist dein Halt?
Dir geht es gut und trotzdem ist dir kalt.
Wo ist dein Stern?
Wo ist dein Licht?
Schau dich um, dann übersiehst du's nicht.
Dann übersiehst du's nicht. |